
Pure #Energie. Damit könnte man das Bild zu diesem Artikel beschreiben. Ich habe mich bewusst für dieses Bild entschieden, weil es mich in meinem Flow-Zustand als #Musiker und #Gitarrist darstellt.
Sich in einer starken Gemeinschaft als Band auf die Bühne zu begeben und dort einen Teil des inneren Erlebens durch die Musik an das Publikum zu transportieren, gehört schon sehr lange zu meinem Leben dazu. Genau genommen performe ich bereits mehr als die Hälfte meines Daseins als Erdenbürger. Trotz routinierter Abläufe bei den Auftritten, ausgiebigen Proben, intensiven Übens und guter Rahmenbedingungen stellte sich bei mir irgendwann ein körperliches Symptom ein, dass ich nicht nur "Lampenfieber" nennen konnte: Meine Unterarme wurden vor dem Auftritt steinhart. Ein denkbar unangenehmer und auch unpraktischer Ort für einen Gitarristen.
Als systemischer Coach dachte ich an meine Ausbildungen und bediente mich in meinem Handwerkskoffer: progressive Muskelentspannung, noch mehr warmspielen, Meditation, Zufuhr von verschiedenen (legalen) Substanzen zur Stressregulation, und Ja! - auch die inneren Antreiber kamen ins Spiel... es half wenig bis garnicht.
Schließlich wurde ich auf Dr. Michael Bohne aufmerksam, der mit seinem Verfahren PEP - Prozess und Embodimentorientierte Psychologie - viel mit Musikern zur Überwindung von Auftrittsängsten arbeitet und dazu auch Literatur verfasst hat. Und da war sie - die Lösung. Erst die Kombination aus • einem bewussten Herausarbeiten des Gefühlserlebens, • der damit einhergehenden inneren Seiten (oder Teammitglieder nach Schulz von Thun), • der Kernannahme das der #Körper das Symptom für etwas Gutes zeigt • und das Hinarbeiten auf einen neuen köperlich-seelischen Ausgleichzustand ermöglichte es, das ich heute nicht mehr über dieses Problem nachdenken und es erleben muss. Ich habe es im wahrsten Sinne des Wortes im Griff. Was war passiert?
Embodiment: Wie die #Seele in den #Körper eingebettet ist.
Als Lehrender für Systemisches Coaching war mir klar, dass ich mich nunmehr auf eine Suche begeben durfte, um diesem Verfahren noch näher zu kommen, seine theoretischen und praktischen Formen zu erlernen und schließlich dann auch anzuwenden. Für mich, aber auch für meine Klienten. Im Buch "Embodiment" von den renommierten Kollegen Maja Storch (u.a. bekannt durch das Züricher Ressourcenmodell) sowie dem weitreichend bekannten Hirnforscher Gerald Hüther wird das Konzept aus unterschiedlichen Disziplinen beschrieben. Die Kernannahme ist, dass wir nicht über einen losgelösten Geist verfügen mit dem wir alles, unser Denken, Handeln und Fühlen, steuern können. Sondern das Köper und Geist eine ineinander eingebettetes System darstellen, das, so sagen wir Systemiker dazu, in zirkulären Wechselwirkungen steht. Daraus folgt, dass wir durch unseren Körper Resonanzen erfahren, welche auf unsere inneres Erleben wirken und umgekehrt unser Denken dadurch Wirkung auf unseren Körperzustand hat. Anhand meiner eigenen Erfahrung machte dies schlagartig Sinn. Und nicht nur das: Auch in der Anwendung dieses an für sich einfachen Konzeptes in der systemischen Coachingpraxis machte es einen sofortigen Unterschied bei meinen Klienten, wenn ich zum gefundenen kognitiven Lösungszustand auch noch ein möglichst positiv besetztes Körpererleben hinzunahm. Es fühlte sich stimmiger an.
Dieses Köpererleben wird in der Praxis durch ein beidseitiges Prozessverfahren initiiert: Auf der psychologischen Ebene werden Affirmationen gebildet und gesprochen, auf der körperlichen Ebene werden Zustände generiert, die entspannend wirken.
Steven Porges schafft mit seiner Polyvargaltheorie den Schulterschluss dazu indem er erklärt, wieso wir neben den bis dato sich stets wiederholten Lehrmeinungen der Kampf-, Flucht- und Totstellen-Affekte, eben auch noch einen Zustand erleben können in dem wir hochgradig aufmerksam sind und uns gleichzeitig wohl und geborgen fühlen. Das, so würde ich es in meinem Fall beschreiben, erleben #Musiker auf der Bühne, wenn sie im Flow sind. Und das wird durch die Praxis des Embodimentverfahren hergestellt.
Denn für sich muss man feststellen, dass eine Präsentation, ein Auftritt vor Publikum den Körper unweigerlich mit einer irrsinnig hohen Zahl an Informationen versorgt, die durch das autonome Nervensystem verarbeitet werden müssen, und je nach dem eben auch zu einer Stressreaktion, einem "ankämpfen oder fliehen" oder dem "totstellen" im Verlust der Worte führen können. Für manche Menschen reicht allein die bloße Vorstellung der Blicke aus, um ein körperliches Unbehagen zu erleben.
Wenn ich mich jedoch sozial akzeptiert und geborgen fühle, ich mir gleichzeitig meiner Fähigkeiten bewusst und freudig aufgeweckt bin, greift das autonome Nervensystem nicht ein und ich kann mich vollends meiner Performance zuwenden. Ein Zustand mit weitreichenden, positiven Folgen.
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Welche Tragweite hat dieses Konzept für unsere Arbeitswelt?
Unsere Arbeitswelt ist geprägt von unterschiedlichen Situationen, in denen wir uns, unser Projekt, oder eine Dienstleistung präsentieren müssen. Nicht jedem ist es von Natur aus gegeben den kritischen Blicken mit Ruhe und Gelassenheit, ja vielleicht sogar Genuss zu begegnen. Die Methoden und Verfahren aus der Embodimentforschung in Kombination mit einer systemisch-lösungsorientierten Vorgehensweise sehe ich als zukunftsträchtiges Gut an, das es weiter auszubauen und schon früh in die Ausbildung von Fach- und Führungskräften zu integrieren gilt. Wie kann ich mir selbst helfen? Was brauche ich für solche angespannten Situationen? Wie können Verantwortungsträger Situationen begünstigen, in denen die Menschen nicht mit "Kampf oder Flucht"-Tendenzen vor ihnen sitzen? Wie verhält sich unsere Organisation damit sich Mitarbeitende eher entziehen anstatt sich einzubringen? ...
Gleichzeitig dürfen wir unsere Arbeitswelt auch dahingehend auf den Prüfstand stellen inwieweit die Arbeitsorte für unsere autonomes Nervensystem "Gift" sind. Hier braucht es aus meiner Sicht eine embodimentaufgeklärte Form der Organisationsgestaltung und -entwicklung, die die Auswirkungen von Arbeitsplatzergonomie, Raumdesign, Wege- und Farbkonzepte unter der Berücksichtigung des Köpererlebens betrachtet.
Folglich ist jegliche Form der Coaching- und Beratungsarbeit unter Einbeziehung des Körpers ein wesentlicher Schlüsselfaktor zur nachhaltigen Erhaltung sowohl der psychischen als auch der körperlichen Gesundheit. Und damit ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag.
Mein (Zwischen-)Fazit
Der Köper ist das was wir immer dabeihaben. Wir können ihn nicht einfach an der Garderobe ablegen. Folglich tun wir gut daran, ihn auch als eine natürliche, großartig komplexe und hochintelligente Instanz anzuerkennen.
Fangen Sie am besten heute noch damit an und lernen sie, welche Sprache ihr #Körper spricht, und damit ist nicht nur das Magenknurren gemeint. Und sollten Sie einen Dolmetscher brauchen, dann sprechen sie mich an!