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Gute Teams gibt es nicht erst seit Google. Die Fortschritte der Menschheit beruhen seit jeher auf unserer bemerkenswerten Fähigkeit, uns zu koordinierten Einheiten zu formieren. Es ist daher durchaus lohnend, einen Blick in die menschliche Vergangenheit zu werfen, um die historische Gestaltung von Teams, die Umsetzung von Teambuilding-Maßnahmen und die frühen Ausprägungen des „Coachings“ zu untersuchen. Es ist ziemlich beeindruckend, wie die alten Spartaner, ein Volk aus der Geschichte, sich durch einfache und trotzdem harte Methoden zu einer der stärksten Einheiten ihrer Zeit entwickelt haben. Der britische Althistoriker Paul Cartledge verdeutlicht in seinem Werk „Die Spartaner: Eine epische Geschichte“ das Leben dieser beeindruckenden Gesellschaft.

Die spartanische Gesellschaft

Sparta war in erster Linie eine militaristische Gesellschaft, in der alles dem Ziel der Kriegsführung und Verteidigung untergeordnet war. Körperliche Stärke, Tapferkeit und Gehorsam waren diejenigen Werte, auf welche die spartanische Kultur großen Wert legte. Jeder männlicher Bürger Spartas war ein potenzieller Krieger und unterlag einer rigorosen Erziehung und Ausbildung. Aber auch die Frauen mussten eine sportliche Ausbildung durchlaufen und ebenso wie die Männer – an Gymnastik und Ringen teilnehmen. Da auch dies meistens in voller Nacktheit vollzogen worden wurde, galten die spartanischen Frauen im ganzen Griechenland als die schönsten und wohlgeformtesten Frauen. Starke Mütter sollten starke Spartaner zur Geburt bringen.

Zusammenhalt, Loyalität und Sinn für das Gemeinwohl waren primäre Pfeiler, nach denen sich die spartanischen Mitbürger auszurichten hatten. Aufgrund von ständigen Bedrohungen durch feindliche Nachbarstaaten, die insbesondere zahlenmäßig überlegen waren, war es für die Spartaner von enormer Wichtigkeit, durch außerordentliche Leistungen zu überleben. Dafür waren Disziplin und Gehorsam notwendig. Sie mussten lernen, Anweisungen ihrer Kommandeure Folge zu leisten, um in der Kriegsführung dynamisch und schlagkräftig zu sein.

Aufgrund der hohen Kriegsanforderungen war die spartanische Politik äußerst brutal und selektierte nur nach den besten und härtesten Kriegern aus. Die Spartaner wollten ihre Bürger zu erstklassigen Kriegern formen, indem sie diese überwachten, kontrollierten, disziplinierten und mit ständigem Leid und Elend konfrontierten. Der gute Krieger durfte nicht verweichlicht sein und sollte den Tod im Kampf als seine größte Ehre verstehen. Den Spartanern war die Stärke und der Zusammenhalt des Teams wichtiger als die Fähigkeiten und Erfolge des Einzelnen. Sie wussten, dass nur ein starkes Team ihre Gemeinschaft erhalten konnte.

Das Ausbildungssystem: Die Agoge

Das Ausbildungssystem in Sparta spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Teambuildings und des Zusammenhalts der Spartaner. Es war integraler Bestandteil der spartanischen Kultur und wurde eingesetzt, um junge Männer auf das Leben als Krieger vorzubereiten und deren Teamgeist zu fördern.

Das Ausbildungssystem der Agoge war ein strenges und diszipliniertes Ausbildungssystem, das ab dem Alter von sieben Jahren begann und bis zur Vollendung des 20. Lebensjahres dauerte. Während dieser Zeit wurden die jungen Männer aus Spartanerfamilien von erfahrenen Soldaten und Kriegsveteranen, den Paidotribes, eine Art Trainer und Coach, betreut und auf ihrem Weg unterstützt.

Ein spannender Aspekt der Agoge war die Bildung von „Symbiotes“, was wörtlich so etwas wie „Essensgenossen“ bedeutet. Dabei wurden die jungen Männer in Gruppen von etwa 15 Mitgliedern eingeteilt und blieben während ihrer gesamten Ausbildung zusammen. Diese Gruppenbildung förderte den Teamgeist und die Zusammenarbeit, da die Symbiotes gemeinsam trainierten, kämpften und lebten. So lernten sie bereits im jungen Alter, sich aufeinander zu verlassen, gegenseitig zu fördern und zu fordern, sowie Verantwortung für das Wohl des Teams zu übernehmen. Diese Werte und der Teamgeist wurden in der spartanischen Gesellschaft hochgeschätzt und bildeten die Grundlage für ihre militärische Stärke.

Die Rolle der Coaches in Sparta

Tatkräftige Unterstützung bei der Entwicklung der Teamstärke und des Zusammenhalts bekamen die heranwachsenden Spartiaten von den Paidotribes, die es sich als antike Coaches zur Aufgabe machten, die Jünglinge auf die Anforderungen des Krieges vorzubereiten und sie zu effektiven Kriegern zu formen.

Die Coaches in Sparta waren erfahrene Soldaten und Kriegsveteranen, die über umfangreiches Wissen und praktische Erfahrung in den Kampfkünsten und der Kriegsführung verfügten. Sie wurden ausgewählt, um die Ausbildung und das Training der jungen Spartaner zu leiten. Die Hauptfunktion der Coaches bestand darin, die physische Stärke und Kampffähigkeiten der Spartaner zu entwickeln. Diese Paidotribes unterrichteten die angehenden Krieger in verschiedenen Kampfkünsten, darunter die Waffenhandhabung, diverse Nahkampftechniken, sowie Kampftaktiken. Darüber hinaus sind die Coaches auch bei der geistigen und emotionalen Entwicklung der Spartaner tätig gewesen. Die Coaches waren verantwortlich dafür, den Spartanern die Werte und Ideale ihrer Gesellschaft zu vermitteln, darunter Disziplin, Opferbereitschaft und Teamarbeit.

Antikes Teambuilding

Obwohl es keine direkten Belege oder Aufzeichnungen über spezifische Teambuilding-Maßnahmen der Coaches gibt, kann man anhand des spartanischen Ausbildungssystems und der Kultur Rückschlüsse darauf ziehen.

Eine Maßnahme zum Teambuilding war definitiv die Schaffung der „Symbiotes“, in denen die jungen Männer während der Ausbildung zusammenblieben, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts zu entwickeln. Die Paidotribes, die im antiken Griechenland als eine Art Trainer oder Coach fungierten, waren sich ihrer wichtigen Rolle durchaus bewusst. Sie stellten die heranwachsenden Krieger vor gemeinsamen Herausforderungen, um Vertrauen und Zusammenarbeit zu erproben und aufzubauen. Da der Krieg kein Einzelkampf ist, probten die Spartaner viele Gruppenkämpfe, wo Koordination und taktisches Denken im Team gefordert waren. Präzise Manöver erforderten ein synchrones Handeln, damit keine Schwachstellen in der Formation entstehen. Auch Hindernisparcours waren so eingerichtet, sodass diese nur durch gemeinsame Anstrengung überwunden werden konnten. Die Aufgaben der Coaches waren so konzipiert, dass das Team unter Zeitdruck zu einer qualitativen Entscheidung kommen mussten. Dies förderte die effiziente Kommunikation untereinander. Die Coaches waren aber auch zugleich als Mentoren tätig, indem sie den Spartanern als positive Vorbilder dienten und sie an ihren individuellen Erfahrungen teilhaben ließen. Insgesamt war die spartanische Kultur stark auf Teamarbeit und Zusammenhalt ausgerichtet. Der Coach war dafür verantwortlich, Stärken und Schwächen des Teams ausfindig zu machen und durch Anleitung und Unterstützung den Teamgeist aufzubauen. Sparta war kein Individual-Staat, sodass die Männer die Bedürfnisse des Kollektivs höher schätzen mussten als die eigenen.

Modernes Teambuilding Coaching bei den Spartanern

Sparta ging letztendlich aus verschiedenen Gründen zugrunde. Dieser Untergang ist dabei schrittweise zu verstehen und nicht plötzlich. Die Spartaner, welche sehr konservativ und robust waren, haben an ihren Methoden festgehalten, ohne diese weiterzuentwickeln. Andere griechische Stadtstaaten und Mächte, insbesondere Athen und Theben, entwickelten neue militärische Taktiken und Strategien, die es ihnen ermöglichten, Spartaner in der Schlacht zu besiegen. Die spartanischen Werte wurden zwar maximal gelebt und gefördert, allerdings nicht hinterfragt, sodass Innovationen in Hinblick auf Taktik und Waffen ausblieben. Der Bogenkampf war den Spartanern verhasst und als „weiblich“ deklariert, sodass sie traditionell bei Schwert und Schild blieben.In Folge dessen verloren sie ihre Schlachten.

In Athen hingegen wurden Innovationen durch Philosophen, Schriftsteller und Wissenschaftler gefördert, womit auch Taktik und Strategie sich bei den Athenern weiterentwickelten. Die Spartaner hätten von einem modernen Coach lernen können, mehr Flexibilität zuzulassen. Moderne Teambuilding-Coaches hätten helfen können, die Flexibilität nicht unbedingt als Schwäche zu verstehen, sondern als militärische Stärke. Durch die Förderung agiler Denkweisen und einer höheren Anpassungsfähigkeit ließe sich mit der Disziplin der Spartaner die Effektivität in vielen unterschiedlichen Situationen steigern.

Aus dem Mangel an Offenheit resultiert auch eine weitere Schwäche der Spartaner: Der Mangel an Akzeptanz von Diversität. Die spartanische Gesellschaft war stark homogen und betonte die Einheitlichkeit. Ein modernes Teambuilding-Coaching würde den Spartanern helfen, die Wichtigkeit von Diversität und Inklusion zu erkennen, um verschiedene Perspektiven und Menschen in ihre Teams zu integrieren. Ein Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten könnte komplexere Strategien und Taktiken, aber auch weitere Krieger-Rollen hervorbringen, sodass die Spartaner sich nicht immer nur auf ein geringes Set an Kampfoptionen hätten verlassen müssen. Mit einem diversen Team ließe sich außerdem der Mangel an Innovation beheben. Die Spartaner hatten aber auch darüber hinaus ein Kommunikationsproblem. Lakonien ist ein Landstrich der Peloponnes im antiken Griechenland und umfasst das Gebiet Spartas, weshalb die Spartaner auch als „Lakonier“ bezeichnet werden. Die Lakonier waren insbesondere dafür bekannt, sich kurz, einfach und ohne weitere Erläuterungen auszudrücken, lakonisch eben. Der moderne Ausdruck der lakonischen Kommunikation rührt von den Spartanern und ihrer kurzen und prägnanten Kommunikationsweise her. Große Worte waren daher nicht im Stil der Krieger, sodass auch komplexere Konflikte nicht auf verbalem Wege gelöst werden konnten. Ein modernes Teambuilding-Coaching würde insofern helfen, als dass ein Coach mehr persönliche Kommunikation aus den stillen Spartanern entlocken würde, um die persönlichen sowie kollektiven Probleme anzusprechen. Stattdessen wurde bei den Spartanern wohl einiges totgeschwiegen, was womöglich lieber einen Ausdruck hätte finden sollen.

Auch in Hinblick auf die Führungskultur ließe sich hinterfragen, inwiefern die hochdisziplinierten Spartaner eine autoritäre Führung benötigten. Moderne Teambuilding-Coaches würden Spartanern helfen, verschiedene Führungsansätze zu erkunden und zu verstehen, wie sie ihre Führungsfähigkeiten an verschiedene Situationen und Teamdynamiken anpassen können. Fraglos waren die Spartaner sehr diszipliniert. Aber kommt diese Disziplin von den strengen Anführern oder aus eigenem Antrieb? Wären die Spartaner tatsächliche Meister der Selbstdisziplin gewesen, hätten ihre Führungskräfte die daraus freigewordene Energie möglicherweise auf andere Weise kanalisieren können. So hätten sie zum Beispiel mehr Raum für strategisch-innovatives Denken haben können, anstelle sich auf das operative Führen zu konzentrieren.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Zweifellos war das spartanische Teambuilding erstaunlich. Dennoch scheint die Frage berechtigt, ob nicht eine größere Offenheit sie zu noch effektiveren Teams gemacht hätte. Auf der anderen Seite wollte ein Spartaner weniger durch Innovation, sondern mehr durch persönliche Härte glänzen. Dennoch kann man vermuten, dass mit einem Hauch moderner Unterstützung durch professionelle Coaches, die Spartaner eine noch stärkere und vielseitigere Einheit hätten bilden können. Sicherlich hätte eine Reflexion der Werte den Spartanern gutgetan.

Ein Blick in die Zukunft

Die Spartaner haben uns gezeigt, dass eine Kultur des Teamgeistes, der Loyalität und des Zusammenhalts zu außergewöhnlichen Leistungen führen kann. Im Gegensatz zu den antiken Athenern war allerdings ein Mangel an Flexibilität und Innovation verantwortlich für den stetigen Untergang der Spartaner. Eine Verbesserung wäre insbesondere bei den individuellen Stärken, der Verbesserung der Kommunikation, sowie der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nötig gewesen. In der Zukunft wird das Teambuilding und Coaching weiterhin eine wichtige Rolle spielen, insbesondere angesichts der sich entwickelnden Arbeitswelt und der zunehmenden Bedeutung von Teams in Unternehmen und Organisationen. In unserer schnelllebigen Zeit, die oft nicht nur durch eine spartanische Disziplin, sondern auch durch eine hohe Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet ist, steigt der Bedarf an kompetenten und qualitativen Coaches kontinuierlich an, um den Ansprüchen der Zukunft gerecht zu werden. Wer nicht Geschichte schreibt, wird dabei wohl zur Geschichte werden.

Teambuilding: Wissenschaft trifft Praxis

Teambuilding: Wissenschaft trifft Praxis

Der moderne Coaching-Markt zeichnet sich insbesondere durch Intransparenz und dubiosen Methoden aus. Im Teambuilding bleiben so gegebene Versprechen bedeutungslos. Die Wissenschaft ist hier einen Schritt voraus und stellt bewährte Practices aus der betriebswirtschaftlichen Praxis vor und versorgt den Coach mit einem roten Faden. Das lebendige Ausgestalten des Coachings bleibt dabei dem Coach überlassen.

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