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Geduld

Das Wort Geduld (auch altertümlich: Die Langmut) bezeichnet die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen. Oft gilt Geduld als eine Tugend; ihr Gegenteil ist die Ungeduld.

Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Diese Fähigkeit ist eng mit der Fähigkeit zur Hoffnung verbunden. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten, Leiden oder lästige Situationen mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt.

Geduld ist eine Tugend

Wer mit der deutschen Bahn reist, der weiß im Grunde was es bedeutet, geduldig zu sein. Doch Geduld wird in so vielen Lebensbereichen benötigt, dass man sich fast alltäglich und ständig zu gedulden hat (oder zumindest sollte). Ob bei der Erziehung der eigenen Kinder, beim Partner oder im Job, wer geduldig ist gewinnt. Oder? Schon als Kind wird uns beigebracht: "Geduld ist eine Tugend".

Der Begriff der Geduld (altertümlich auch „Langmut“) bestimmt sich als das ruhige und beherrschte Ertragen von unangenehmen physischen sowie psychischen Zuständen. Geduld ist eng verknüpft mit Eigenschaften wie Ausdauer, Gelassenheit oder auch Hoffnung . Doch im Gegensatz zur Gelassenheit, beginnt Geduld erst in dem Moment, in dem wir schon aktiv von Situation oder Person getriggert sind. Diese meist wutvolle Reaktion zurückzuhalten und unbeirrt mit Sanftmut zu reagieren, das ist Geduld.

Geduld ist nicht gleich Gelassenheit

Gelassenheit hingegen ist eine Eigenschaft, die es dir ermöglicht, dich grundsätzlich weniger getriggert zu fühlen. So reagieren gelassene Menschen gegenüber ungewissen Situationen entspannter. Es ist möglich, eine gelassene und dennoch ungeduldige Person zu sein. Ein solcher Mensch fühlt sich nur durch wenige Dinge aufgewühlt und wird jedoch, wenn eine Sache ihn aufwühlt, schnell ungeduldig. Schnell ungeduldig zu werden, bedeutet in sich intensiv negative Gefühle aufsteigen zu lassen und diese auf jemanden oder etwas abzuleiten. Deswegen ist Geduld auch so unangenehm. Sie fordert von uns, diese aufsteigenden, negativen Gefühle, wie Wut und Zorn, auszuhalten und für uns zu behalten. Geduld braucht Haltung, weswegen diese Tugend so schwer zu beherrschen ist.

Gelassenheit fußt auf einem Fundament von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. Mit zunehmendem Erfahrungsschatz wird der Mensch auch gelassener, weil er weiß, dass und wie es funktioniert. Der Geduld hingegen ist es egal, wie viel Selbstvertrauen und -wirksamkeit du besitzt. Im Gegenteil sogar, ein Mathe-Profi hat meist weniger Geduld mit einem verzweifelten Studenten, weil er durch seine hohe Selbstwirksamkeit in diesem Bereich, weniger Verständnis für das Problem des strauchelnden Studenten empfindet. Anders als Gelassenheit baut Geduld auf Empathie auf. Gelassenheit ist Ich-bezogen, während Geduld immer auf jemand oder etwas anderes bezogen ist. Das macht Geduld zu einer liebe- und respektvollen Haltung.

Geduld im Alltag

Stellen wir uns vor, der Chef erklärt seinem Mitarbeiter einen Sachverhalt, der ihm leicht, seinem Mitarbeiter jedoch schwer verständlich erscheint. Spätestens nach dem dritten Erklärversuch fühlt sich der Chef getriggert: „Warum versteht er es nicht?!“. Doch diesen Unmut nun an seinem Mitarbeiter auszulassen, bringt nichts, außer dass dieser sich dann auch lediglich schlecht fühlen würde. In dieser Situation geduldig zu bleiben, Haltung zu bewahren und es dem Mitarbeiter zum vierten Mal zu erklären, beweist Größe. Anschließend ist die Situation überstanden, der Mitarbeiter dankbar für die Geduld und der gegenseitige Respekt bewahrt. Seine Geduld trägt Früchte, denn durch sie reift der Mitarbeiter zu einem loyalen Top-Talent heran, dankbar für die Zeit und den Raum, den der Chef in seine Entwicklung gesteckt hat.

In den meisten Fällen lohnt es sich langfristig geduldig zu sein. Denn als geduldig erweist sich auch, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Damit fällt es uns leichter Dinge anzugehen, die keine Sofortbelohnung versprechen. Ein gesunder, starker Körper, ein liebevolles Zuhause, ein eigenes Unternehmen oder ein hoher Bildungsabschluss - das Ersehnliche im Leben fällt nicht einfach so vom Himmel und erfordert harte Arbeit.

Geduld ist die Fähigkeit, langfristige Dinge zu initiieren , dranzubleiben und abzuwarten.

Geduldig am Werk

Früher war ich von meiner Ungeduld überzeugt. Ich hielt sie für eine wertvolle Eigenschaft, die mir hilft, schneller meine Ziele zu erreichen. Ich dachte Ungeduld unterstützt mich in meinem Erfolg, in dem sie mich schneller macht. Ich hatte Angst etwas zu verpassen und zu wenig zu erleben. Zu viele Wünsche und Träume, die es zu erfüllen gab, hetzten mich durch die Zeit. Ich wusste dass meine Lebenszeit begrenzt ist, doch je schneller ich Leben würde, desto mehr Leben könnte ich in mein Leben pressen. Dass das alles andere als logisch, schlau oder gesund ist, erkannte ich dann auch.

Ungeduld kann sinnvoll sein, wenn wenig Erfahrung und Voraussicht besteht. Passiv geduldig auf ein leeres Ziel zu warten, ist keine Tugend. Das Glück wird nicht an deine Haustür klopfen und manche Ziele aktiv geduldig zu verfolgen, kann je nach Ziel dennoch ins Leere laufen. Auch bei der Geduld gibt es eine goldene Mitte. Ungeduldige Menschen haben vielleicht tatsächlich einen stärkeren Antrieb und erreichen ihre Ziele schneller, aber zu welchem Preis?

Das Leben zieht an einem vorbei, während man paradoxerweise versucht es mit Leben zu füllen. Das Leben „aufzufüllen“ gelingt nicht in dem man mehr erlebt, sondern nur indem wir bewusst erleben. Wenn wir erkennen, was im Leben für uns von Wert ist und wir uns ein Werk wählen, wissen wir wofür wir unsere Zeit und Geduld glücklich aufopfern.

Ohne Geduld wirst du kein wahres Werk kreieren. Es wird nicht gut sein. Ob beim Bilderhauer oder Tischler. Ob beim Lehrer oder Floristen. Ob in der Ehe oder der Erziehung. Ohne Geduld wirst du nie einen Punkt deiner Leistung erreichen, an dem du mit dem vollbrachten Werk stolz sein wirst.

Das wohl schwierigste an der Geduld ist das große Maß an Vertrauen, welches es benötigt. Geduld zu haben, beispielsweise für einen Mitarbeiter oder generell für sein Werk, bedeutet seine Zeit zu opfern, in der Hoffnung, dass es sich loht. Wir machen unbeirrt weiter in dem Vertrauen, dass die Geduld sich auszahlt, doch das weiß man erst nach einer langen (Warte-)Zeit. Es sind die Ungeduldigen, die von Tätigkeit zu Tätigkeit springen, wie im Rausch des Glückspiels, weil es ihnen nicht schnell genug geht. Und es sind die Geduldigen, die sich einer großen Sache verschreiben und dabei bleiben, bis sie verwirklicht wurde.

Das Glück ist mit den Geduldigen.

Im Labyrinth des eigenen Selbst

Im Labyrinth des eigenen Selbst

Tief in den unergründlichen Schatten unserer Seele verbirgt sich ein Labyrinth, in dem wir uns selbst verirren können. In diesem Labyrinth verweben sich Realität und Illusion, Selbstbild und Selbsttäuschung, und es ist hier, wo wir den düsteren Abgründen unseres Daseins und den schillernden Höhen unserer Träume begegnen. Die Suche nach Selbsterkenntnis führt uns unweigerlich auf diese verschlungenen Pfade, wo wir uns fragen müssen, ob wir uns selbst erkennen können oder ob wir uns immer wieder in unseren eigenen Täuschungen verlieren.

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