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Stoiker

In der Welt der Philosophie bieten die Stoiker und Epikur mit ihren tiefgründigen Weisheiten und Zitaten eine Quelle der Inspiration und Lebensführung. Die Stoiker lehren uns, mit Gelassenheit und Stärke den Herausforderungen des Lebens zu begegnen, während Epikur auf die Bedeutung von Freude und die Vermeidung von Schmerz hinweist. Ihre Zitate sind nicht nur zeitlos, sondern auch heute noch äußerst relevant, da sie uns dazu anregen, unser Leben mit Bedacht und nach ethischen Grundsätzen zu gestalten. Indem wir die Weisheiten der Stoiker und Epikurs in unser tägliches Leben integrieren, können wir ein erfüllteres und zufriedeneres Dasein führen.

Ein besonderer Trend der Managementberatung liegt darin, sich nicht von seinen zeitgenössischen Mitmenschen schulen zu lassen, sondern aus der Antike große Menschen um Rat zu fragen. Der berühmte römische Kaiser Marc Aurel, der Politikberater Seneca und der Sklave Epiktet stehen dabei im Mittelpunkt der stoischen Philosophie. Was lässt sich von diesen drei noch lernen? Inwiefern können Sie uns noch coachen? Oder sind sie uns sogar schädlich?

Die stoische Philosophie

Unter den Stoikern versteht man Anhänger der philosophischen Schule der Stoa, welche es als ihr Lebensideal betrachten, seelische Gelassenheit und Unabhängigkeit zu erreichen. Dies soll erreicht werden, indem innere Antriebe unterdrückt und gegen äußere Umstände eine Abstumpfung stattfindet. (Vgl. Lexikon der Antike, Stichwort Stoiker)

So schreibt Epiktet in seinem Handbüchlein der stoischen Moral: „Einige Dinge sind in unserer Gewalt, andere nicht. In unserer Gewalt sind: Meinung Trieb, Begierde, Widerwille: kurz: Alles, was unser eigenes Werk ist. - Nicht in unserer Gewalt sind: Leib, Vermögen, Ansehen, Ämter, kurz: Alles, was nicht unser eigenes Werk ist“ . Für Epiket geht es insbesondere darum, seine Konzentration auf dasjenige zu lenken, was sich beeinflussen lässt. Die Frage der Selbstwirksamkeit und Selbstmächtigkeit sind für ihn zentral. Im Management soll so mehr Fokus auf noch Mögliches gelegt werden, anstelle von vergangenem und nicht beeinflussbarem. Wut oder Zorn sollen unterdrückt werden, sofern sie keine zweckmässigen Sinn haben. Wem dies gelingt, der besitzt stoische Ruhe.

Epiktet ist weiterhin der Meinung, dass der Mensch es in der Gewalt hat, auf seine Meinungen Einfluss zu nehmen und durch eine neue Perspektivität seine Wertesetzung zu beeinflussen. So sollen wir uns Schönheit durch Vernunft konstruiieren und den Hass durch eine gütige Konstruktion abtrainieren: „Vergiß nicht, bei jedem Vorfall in dich zu gehen, und zu untersuchen, welches Mittel du besitzest, um daraus Nutzen zu ziehen“ .

Nun scheint hier bereits aber ein besonderer Typus Mensch vonnöten, um durch einen einfachen Perspektivenwechsel sich seine Welt schön gestalten zu können. In der westlichen Hemisphäre fällt es den Menschen zusehends schwerer, das einfache und schlichte als schön zu empfinden. Schließlich wissen wir alle, dass es uns materiell und psychisch besser gehen sollte als vielen Menschen in Entwicklungsländern. Warum gelingt es uns dann nicht, diese Perspektive auch emotional wertzuschätzen? Epiktet gibt uns vielleicht eine Antwort: „Die Dinge aber, welche nicht in unserer Gewalt stehen, sind schwach, und völlig abhängig; sie können verhindert und entfremdet werden“. Deutet hier Epiktet die Verfasstheit seiner Mitmenschen an, „schwach, und völlig abhängig“? Manche Menschen scheinen eher in der Lage durch Vernunft sich eine neue Wertesetzung physisch einzuverleiben zu können, wohingegen andere daran kläglich scheitern.

Für Nietzsche scheint diese Art von Perspektivität nur für die Art von Mensch gemacht zu sein, welche bereits eine starke Vernunftkraft in sich besitzt, denn „nur der Grad der Vernunft in der Kraft“ ist dafür entscheidend. In diesem Zuge kritisiert Nietzsche die Moderne für ihre Eitelkeit und lobt Epiktet, welcher in stiller Genügsamkeit sein Leben verbringt und seine Würde trotz seines harten und einfachen Lebens behält. Für Nietzsche gilt Epiktet als willens- und vernunftsstark und braucht weder die anderen noch irgendwelche Hoffnungen für ein gelingendes Leben.

Zwischen Management und Stoizismus

Die Frage, ob moderne Manager stoische Ideale übernehmen können und sollen, scheint daher überhaupt zweifelhaft. Der zeitgenössische Manager ist in keinster Weise frei: er muss seine Stake- und Shareholder befriedigen und sich den Bedürfnissen des Konsumenten anpassen. Der Ruf von ihm, seiner Mitarbeiter und der Firma stehen für den Manager ganz oben. Manager von kleinen, familienorientierten Unternehmen mögen vielleicht so noch eine gewisse Unabhängigkeit bewahren können, Konzerne allerdings nicht. Der „stoische“ Manager von heute schmückt sich daher eher oberflächlich mit den Weisheiten großer Menschen, anstelle wirklich ein großer Mensch zu sein. Die Seelenruhe ist für die Stoiker eine notwendige Bedingung, sofern sie ihre Ziele erreichen wollen, ohne daran psychisch zugrunde zu gehen. Daher müssen sie die Störfaktoren geringhalten und sich selber durch Härte abstumpfen. Sofern der Manager es anstrebt, mit Empathie seine Mitarbeiter zu führen, darf er sich aber nicht abstumpfen. Er braucht seine Feinfühligkeit, um seine Organisation und ihre Probleme besser steuern zu können.

Und wie sieht es generell mit dem Individuum aus? Kann der Einzelne von den Stoikern profitieren? Die stoische Philosophie passt nur sehr bedingt zu unserer Zeit. Die Stoiker hatten allesamt ein sehr hartes Leben zu führen, weswegen die Seelenruhe so geschätzt wurde. Sie haben sich gegen Freude und Schmerz abgestumpft, damit ihnen ihr hartes Alltagsleben gerade keine Probleme bereitet und sie ihren Zwecken nachkommen können.

Verweichlichte Moderne und harter römischer Alltag

Unsere Zeit ist nicht durch diese Härte des Alltags geprägt. Wir sind im Gegenteil alle feiner geworden und verstehen uns auf viele Dinge sensibel. Kaum einer in der westlichen Hemisphäre muss sich noch den Rücken bucklig arbeiten und den plötzlichen Tod fürchten. Wir stehen viel eher vor der Aufgabe, unsere Wesenhaftigkeit zu entfalten. Die Not der Abstumpfung wünschen wir uns nicht mehr. Womöglich sollten wir uns diese auch nicht wünschen, da viele große Werke gerade auch von sehr feinfühligen Menschen stammen. Ob Künstler wie van Gogh oder Wissenschaftler wie Hawkins. Sie stehen ihrem Leiden und Unglück nicht gleichgültig gegenüber, sondern nutzen dieses, um daraus ihr Werk zu schaffen. Kein Olympia-Veteran tritt gelassen seinen Wettkampf an. Sie müssen die Spannung und das Leid aushalten. Nach dem Sieg sind sie genauso wenig stoisch wie vor dem Sieg. Sie jubeln und feiern die Überwindung der Anspannung.

Wenn Menschen als Individuen gelten möchten, brauchen sie auch eine individuelle Formung. Die stoische Philosophie für alle Menschen etablieren zu wollen, scheint daher mehr als unsinnig. Für eine Vielzahl von kreativer Menschen wäre dies eine Begrabung ihres Talents. Der Musiker, Künstler, Therapeut, Manager und noch viele mehr brauchen für ihre weitere Potentialentfaltung eine spezifische Förderung, wo sie wachsen können. Es braucht daher auch keinen generalistischen Coach, sondern einen spezifischen mit Übereinstimmungen hinsichtlich Persönlichkeit, Werten und Zielen. Die Stoiker als Coaches können daher nur einer bestimmten Art von Mensch dienlich sein.

Werte gut - Maxime besser

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